Nach einem Intermezzo bei der Modedesignerin Elsa Schiaparelli begann Line Vautrin (1913-1997) in der Metallgiesserei ihres Vaters Schmuck herzustellen, den sie selbst verkaufte. 1937 mietete sie einen Stand auf der Pariser Weltausstellung, der genügend Kunden anzog, um ein Geschäft in der Rue de Berri zu eröffnen, wo sie alle Arten von Accessoires und Schmuck wie Broschen, Armbänder, Ohrringe und Knöpfe, aber auch Taschenverschlüsse und Gürtelschnallen anbot. 1946 zog sie an eine bessere Adresse in der Rue du Faubourg Saint-Honoré.

 

Ab Mitte der 1950er Jahre beschritt sie einen neuen kreativen Weg, als sie Cellulose Acetat als Material entdeckte. Spiegelglas wurde in feine Harzplatten eingelegt, geschichtet, geschabt, geritzt und mit Feuer in einer mosaikartigen Technik bearbeitet. Auf diese Weise schuf sie Lampenständer, Tische und vor allem Spiegel, mit denen ihr Name heute unwiderruflich verbunden ist. Sie ließ ihr Material unter dem Namen „Talosel“ schützen.

 

Die Wiederentdeckung ihrer Entwürfe schrieb Vautrin dem Londoner Kunsthändler David Gill zu, der ihre Kunstgegenstände 1986 bei einer Auktion in ihrem Pariser Anwesen entdeckte. Durch ihn und später über den Auktionsmarkt fanden ihre Spiegel den Weg in zahlreiche Privatsammlungen. Auch das Victoria and Albert Museum in London beherbergt Schmuckstücke von ihr.

 

1992 erhielt sie den Prix national des Métiers d’Art für ihre Forschung zu Dekorationstechniken. Sie starb plötzlich am 12. April 1997, zwei Jahre vor ihrer Retrospektive im Musée des Arts Décoratifs in Paris.